Samstag, 11. Januar 2020

PNP-Artikel

Im PNP-Interview berichten Cornelia Fürst-Frank und Christian Fürst wohin die Reise in Zukunft geht.

Ulrike Fürst-Draeger (62), die das Reisebüro der Firma in Passau aufgebaut hat und eigenständig führte, ist Ende 2019 nach 33 Jahren aus dem aktiven Geschäft ausgeschieden, erklären die beiden Geschäftsführer Cornelia Fürst-Frank (61) und Christian Fürst (55). „Ihr ist es zu verdanken, dass das heutige TUI Reisecenter in der Stadtgalerie zu den besten in Deutschland gehört. Dafür gebühren ihr großer Dank und Anerkennung. Sie bleibt am Unternehmen weiterhin als Kommanditistin beteiligt“, teilen die beiden mit. Im PNP-Interview berichten sie zusammen mit Reisebüro-Leiterin Helga Peter (47), wohin die Reise in Zukunft geht.

Die Reisebranche wurde letztes Jahr schwer gebeutelt. Wie sehr hat Sie die Insolvenz von Thomas Cook getroffen?
Cornelia Fürst-Frank: Wir sind zwar ein Vollsortimenter, buchen alles, aber der Schwerpunkt liegt bei uns natürlich auf TUI und weniger auf Thomas Cook. Dennoch: Bis auf zwei Buchungen schafften wir es, dass alle Betroffenen trotzdem in Urlaub fahren konnten.

Fliegen und Kreuzfahrten sind durch die Klimaschutzdebatte massiv ins Kreuzfeuer der Kritik geraten. Ist das beim Buchungsverhalten spürbar?
Fürst-Frank: Wir merken jetzt in den ersten Tagen des neuen Jahres schon, dass Busreisen im Vergleich zum Vorjahr zulegen. Ob das an der Klimadebatte liegt oder daran, dass unsere Angebote besonders attraktiv sind, können wir nicht beurteilen. Wir haben festgestellt, dass Exclusivreisen, etwa zu den Paradores in Spanien oder die individuell zugeschnittene Reise in die Südstaaten von Amerika mit einem deutschen Bus vor Ort, die Fahrt zum Beethoven-Jubiläum nach Bonn mit einem Konzert von Stargeigerin Anne-Sophie Mutter besonders nachgefragt sind. Die Zuckerl sind es, die ziehen. Und begleitete Gruppenreisen, bei denen die Gäste immer einen Ansprechpartner haben, werden ebenfalls immer beliebter.

Zurück zum schlechten Gewissen, wenn man auf Reisen geht. Selbst Busse fahren ja nicht klimaneutral.
Christian Fürst: Nein, noch nicht, aber wir sind auf dem Weg dahin. Wir haben 2017 große Investitionen in unsere Busflotte gesteckt, besitzen keinen Reisebus mehr, der älter als drei Jahre ist. Ökostandards werden immer wichtiger. Ab Februar können wir klimaneutrale Fahrten anbieten, das wollen wir zunächst den Schulen offerieren. Wir sind sicher, dass Schulfahrten mit dem Bus angesichts der Klimadebatte zunehmen werden. Denn es ist ja diese Generation, die das Thema Klimaschutz angestoßen hat und sehr ernst nimmt. Dann fährt man halt künftig auf Abschlussfahrt in die Toskana und fliegt nicht mehr nach Spanien.

Und wie funktioniert das mit der Klimaneutralität?
Fürst: Bei einem vollbesetzten Bus kostet die klimaneutrale Fahrt pro Passagier etwa 1 Euro mehr. Die Organisation Deutscher Busverband kümmert sich um diese sogenannten klimaneutralen Fahrten, indem sie das Geld zur Aufforstung verwendet. Mein Ziel ist es, die Sache zu optimieren: Ich möchte, dass künftig regional, etwa an der Ilz, für unsere Fahrten Bäume gepflanzt werden. Selbstverständlich könnte man das ausweiten, künftig auch für andere Personengruppen klimaneutrale Reisen anbieten.

Wie sieht es mit dem Thema E-Mobilität bei Bussen aus?
Fürst: Ab Mai wird unser erster Hybrid-Linienbus, der mit Diesel-Elektro-Antrieb fährt, zwischen Hutthurm und Passau unterwegs sein. Außerdem haben wir mittlerweile alle Linienbusse mit dem Aufkleber „Ein Platz mehr ist immer frei… werde Klimaschützer“ ausgestattet. Das ist eine Initiative des Landesverbandes Bayerischer Omnibusunternehmen.

Oft hört man, dass Firmen nur durch Expansion eine Zukunft haben. Was sagen Sie als anerkannter Unternehmensberater dazu?
Fürst: Nein, wir wollen nicht größer werden, denn nur so können wir unsere Qualitätsstandards halten. Im Augenblick haben wir 30 Busse, 60 Mitarbeiter. Unser Ziel ist, noch individueller zu werden.

Wobei wir bei den Auszeichnungen für Ihr Reisebüro in der Stadtgalerie sind: Womit darf sich das Reisebüro in Passau seit kurzem schmücken?
Helga Peter: Wir wurden in der Saison 2019/2020 mit dem Magic Life-Award unter die 25 besten Reisebüros in Deutschland und Österreich gewählt. Außerdem haben wir den TUI Inside Award bekommen, ein Kollege durfte ihn bei der Siegerreise in Teneriffa entgegennehmen. Und seit November gehören wird bei TUI-Cruises (Mein Schiff) zu den Ubal, „Unseren Besten an Land“. Das heißt, wir sind unter die 100 besten Reisebüros Deutschlands gewählt worden und das einzige Reisebüro Niederbayerns, das diesen Preis bekommen hat.
Fürst-Frank: Auf den Ubal sind wir besonders stolz, denn normalerweise haben die Norddeutschen bei Schiffsreisen die Nase vorn, schließlich sind sie dem Meer näher als wir.

Haben Sie denn keine Probleme, Personal zu bekommen?
Fürst-Frank: Wir haben jetzt bei der Weihnachtsfeier wieder langjährige Mitarbeiter geehrt, die seit 38 bzw. 40 Jahren unserer Firma treu geblieben sind. Jetzt im Frühjahr feiern wir mit Günther Kölbl einen 50-Jährigen. Das ist es, was uns stolz macht. Auch deswegen haben wir einen guten Ruf als Arbeitgeber in der Branche und sind interessant für neue Mitarbeiter.

Herr Fürst, Sie sind ja erst im vergangenen Mai in die Firmenleitung eingestiegen. Wie gefällt Ihnen die neue Aufgabe?
Fürst: Sehr gut, mir macht es unheimlich viel Spaß. Mein Vater war 38 Jahre Busfahrer, es war eine emotionale Entscheidung, in die Firma zu wechseln. Denn für mich schließt sich damit der Kreis.
Fürst-Frank: Für mich war wichtig, dass wir nicht irgendeinen Geschäftsführer einstellen, sondern jemanden finden, der mit Herzblut bei der Sache ist. Dass unser Cousin in die Firma eingestiegen ist, ist ein absoluter Glücksfall für uns alle.

Das Interview führte Elke Fischer